Freiwillige Feuerwehr: Im Notfall hält sie nichts an ihrem Arbeitsplatz

 

29.10.2016 - 15:00

Hemer. In der Belegschaft der Stadtwerke Hemer finden sich neben zahlreichen Energieexperten auch zwei aktive Feuerwehrleute.
Finanzbuchhalter Thomas Averhage und Kundenberaterin Nadja Böckelmann sorgen im Hauptberuf mit ihren Kolleginnen und Kollegen dafür, dass über 10 000 Hemeraner Haushalte jeden Tag mit Erdgas- und Trinkwasser versorgt werden. Sobald der Pieper an ihren Gürteln allerdings Alarm schlägt, stürmen die beiden aus ihren Büros in der Wasserwerkstraße und sind ab sofort im Einsatz für die Freiwillige Feuerwehr Hemer.

„Wenn es drauf ankommt,zählt jede Sekunde“
„Meine Kollegen springen schon mal in Deckung, wenn ich bei einem Alarm die Treppe runter zum Auto sprinte“, sagt Unterbrandmeister Thomas Averhage augenzwinkernd. „Auch wenn das Gerätehaus nur 800 Meter von meinem Arbeitsplatz entfernt ist, muss ich schnell sein – wenn es darauf ankommt, zählt jede Sekunde.“ Als Atemschutzgeräteträger ist der 29-Jährige zwischen 35 und 55 Mal pro Jahr für die Löschgruppe Sundwig im Hemeraner Stadtgebiet im Einsatz. Mit seiner Feuerwehrausbildung zum Maschinisten sitzt Averhage dabei auch schon mal als Fahrer hinterm Steuer des Löschfahrzeugs.

All das ist möglich, weil die Stadtwerke ihre Mitarbeiter für ihr ehrenamtliches Engagement bei der Feuerwehr von der Arbeit freistellen. „Die freiwilligen Feuerwehrleute sind rund um die Uhr dazu bereit, sich für jeden Menschen unserer Stadt in schwierige und oft sogar gefährliche Situationen zu begeben“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführerin Monika Otten. „Das verdient allerhöchsten Respekt. Darum ist es selbstverständlich, dass wir den Helfern die Möglichkeit geben, ihr Amt auszufüllen, so gut es geht.“ Diese Zusage haben die beiden Feuerwehrleute sogar schriftlich von den Stadtwerken bekommen. Eine entsprechende Zusatzvereinbarung in ihren Arbeitsverträgen stellt sicher, dass sie ihr Büro jederzeit für einen Einsatz verlassen können.

Auf Vereinbarungen wie diese ist die Freiwillige Feuerwehr angewiesen, um vor allem tagsüber und unter der Woche volle Einsatzbereitschaft gewährleisten zu können. Unternehmen sind zwar grundsätzlich dazu verpflichtet, ihre Mitarbeiter für ihr öffentliches Ehrenamt freizustellen, in der Praxis lässt sich diese Rechtsvorgabe aber nicht immer einhalten. „Wir würden uns natürlich wünschen, dass unsere Helfer alle so einfach von ihrer Arbeit wegkämen wie bei den Stadtwerken, aber gerade kleine und mittelständische Firmen können oft einfach auf keine Arbeitskraft verzichten“, sagt Andreas Schulte, Zugführer des Löschzugs Mitte. Natürlich habe er auch Verständnis dafür, dass ein termingebundener Prozess nicht einfach ins Stocken geraten dürfe, weil einer der zuständigen Kollegen plötzlich zum Einsatz gerufen wird. „Bei den Hemeraner Arbeitgebern trifft unser Engagement aber auf viel Verständnis und wenn es der betriebliche Ablauf erlaubt, werden die Feuerwehrleute auch freigestellt.“

So kann die heimische Feuerwehr derzeit auf einen Pool von insgesamt 226 Freiwilligen zurückgreifen. Brauchen die hauptamtlichen Feuerwehrleute bei einem Einsatz Unterstützung, werden über den Einsatzleitrechner die Freiwilligen über Melder und Sirene alarmiert. Über Funk gibt die alarmierte Löschgruppe schließlich Rückmeldung über ihre tatsächliche Einsatzstärke, so dass im Notfall weitere Hilfskräfte hinzugezogen werden können.

Wenn der Pieper ruft, springen die Kollegen ein
Zu den Freiwilligen, die aus der Löschgruppe Sundwig auch unter der Woche ganztägig im Einsatz sein können, gehört neben Thomas Averhage auch die 22-jährige Nadja Böckelmann. Die Atemschutzgeräteträgerin hat 2012 ihre Ausbildung bei den Stadtwerken angefangen und ist gleichzeitig Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr geworden. „Als Teil des Stadtwerke-Serviceteams habe ich es bei meiner Arbeit oft mit Kunden oder Lieferanten zu tun“, sagt Böckelmann. „Wenn mein Pieper losgeht, kann ich mich aber darauf verlassen, dass meine Kollegen für mich das Telefon oder dringende Gespräche übernehmen.“ Die Einsätze ihrer Feuerwehrkollegen sind für die Stadtwerke-Mitarbeiter somit zum ganz normalen Berufsalltag geworden.

Quelle: DerWesten.de