Verkehrssicherheit: „Dass man durch Rasen Zeit spart, ist ein Mythos!“

 

26.07.2011 - 00:00

Hemer. Vollbremsung bei Tempo 40 auf regennasser Fahrbahn: Nach einigem Ruckeln und Rutschen kommt das Feuerwehrauto zum Stehen. Obwohl viele Einsatzfahrzeuge inzwischen mit technischen Hilfsmitteln wie ABS ausgestattet sind, verunglücken immer wieder Feuerwehrleute und Rettungssanitäter auf dem Weg zu ihrem Einsatz.

Deshalb bietet die Verkehrswacht Iserlohn ab sofort auch Rettungskräften Fahrsicherheits-Trainings auf ihrem Verkehrsübungsplatz am Rande des Sauerlandparks an. Am vergangenen Samstag wurde der Platz, der mit 12600 Quadratmetern größer als ein Fußballfeld ist, den Feuerwehren, Rettungsdiensten und dem THW im Märkischen Kreis präsentiert.

Um ein umfassendes Bild von der Anlage zu erhalten, testeten zwei Wagen der Feuerwehr Menden gleich einmal die 35 Meter lange, bewässerte Gleitstrecke: Neben einem modernen Fahrzeug wagt sich ein Fahrer auch mit einem 25 Jahre alten Einsatzfahrzeug ohne technische Hilfsmittel auf die Strecke. Beim Bremsversuch kommt der Wagen zum Stehen, als es nach einer kleinen Drehung schon quer zur Fahrbahn ausgerichtet ist.

„So ist das noch harmlos“, erklärt Verkehrssicherheits-Coach Sven von der Osten, der die Anlage gemeinsam mit seinem Kollegen Axel Strüver betreut. „Aber wenn der Wagen dabei einen Bordstein trifft, liegt er ganz schnell auf der Seite.“ Und im Märkischen Kreis seien noch immer einige dieser älteren Fahrzeuge im Einsatz.

Vor allem jüngere Fahrer mit wenig Erfahrung am Steuer würden die Gefahr und auch die Verantwortung, die sie für ihre Mitfahrer übernommen hätten, unterschätzen, warnt Horst-Günther Ahrens, Fahrtrainer für Lkw-Trainings. Um so schnell wie möglich am Einsatzort zu sein, würden die Fahrer teils unnötige Risiken auf sich nehmen. „Dass man durch Rasen Zeit spart, ist ein Mythos“, klärt Ahrens auf. Außerdem: „Lieber zwei Minuten später ankommen als gar nicht.“

Die Verkehrswacht möchte vor allem freiwillige Feuerwehrleute für das Thema sensibilisieren, denn für sie gehören Fahrtrainings bisher nicht zur Ausbildung. „Ein wichtiger Punkt sind aber auch Bezuschussungen“, glaubt Andreas Nolte. Von der Unfallkasse werden nämlich nur Trainings für Fahrzeuge mit über 7,5 Tonnen gefördert. Das müsse sich ändern, so die Trainer.

Dass die Grundlagen für professionelles Fahrtraining mit dem gut ausgestatteten Verkehrsübungsplatz jetzt auch im Märkischen Kreis geschaffen sind, freute Landrat Thomas Gemke ganz besonders. Sogar Vertreter aus dem Hochsauerlandkreis und dem Kreis Unna verfolgten die Präsentation auf dem ehemaligen Gelände der Blücher-Kaserne. Und so konnte Verkehrswacht-Leiter Andreas Nolte auch bereits am Wochenende von ersten Anfragen der Rettungskräfte berichten.

Quelle: DerWesten.de